ドイツ語による日本描写
気分転換として、随分前にワードに写しておいたドイツ語文章を。
Christentum in Japan
Unter Leitung der Jesuiten bildete sich in Japan ein glänzendes Kirchenwesen, und strebte schon nach der Herrschaft, als durch die Sittenlosigkeit der Europäer und durch den wohlgenährten Verdacht, daß das Christenthum nu rein Vorbote fremder Herrschaft sey, seit 1587 eine Reihe blutiger Verfolgungen begann. Auch Eingeborne sind zu Tausenden als Märtyrer gestorben. Um die Mitte des 17. Jahrh. War das Christenthum ausgerottet und Japan jedem ausländischen Verkehre verschlossen.
(Aus: Karl August von Hase, „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen” Leipzig, 1834, S.484-485)
Land und Volk der japanischen Inselkette
Dem Umstande, daß die Widerstandskraft des Volkes durch die inneren
Zerwürfnisse und Entwicklungsvorgänge geschwächt war, ist der Abschluß der Verträge hauptsächlich zuzuschreiben, durch welche eine Anzahl Häfen dem fremden Handel und Verkehr geöffnet wurden. Als Frucht selbständiger Entwicklung ist der Anschluß an die europäische Civilisation nicht zu betrachten. Ohne den fortwährenden Druck von außen wären die Verträge gewiß nicht zu Stande gekommen. Gewöhnlich nimmt man an, daß die Japaner sich uns als den Ueberlegeneren im bewußtsein eigener Unvollkommenheit genähert hätten, und pflegt man diese Annäherung als einen Beweis für die guten Eigenschaften und die Intelligenz des Volkes hinzunehmen. Aber diese Anscahuung trifft nicht das Rechte. Das Land ist nicht von innen her geöffnet, sondern von außen erschlossen worden. Die Japaner folgten nur dem immer intensiver hervortretenden Verlangen fremder Mächte, mit ihnen in Verkehr zu treten, und es geschah dieß keineswegs ohne Blutvergießen. Als die Mikadoherrschaft wieder hergestellt war, stand man der Nothwendigkeit einer neuen Organisation des Staatswesens gegenüber. Was war da bewuemer als westländische Einrichtungen zu copiren? Das Princip kritikloser Nachahmung ist noch jetzt gang und gäbe. Da ist es denn nicht zu verwundern, wenn die Geschichte neben unläugbaren Fortschritten so manchen Mißgriff, den Schiffbruch so mancher Unternehmung verzeichnet.
(Aus: Edmund Naumann, „Land und Volk der japanischen Inselkette” In: Allgemeine Zeitung vom 26.6.und 29.6. 1886)
Am japanischen Hofe
Graf Ito gab uns den Besuch am nämlichen Tage zurück, und es gelang uns, solange derselbe das Amt des japanischen Hausministers bekleidete, in ihm und sener Gemahlin stets wholwollende Förderer unserer Bestrebungen zu gewinnen. Nur darf ich mir die Bemerkung schon hier gestatten, dass des Grafen Ito Ansichten, wie die vieler der neuen japanischen Staatsmänner, um vieles radikaler waren, als die unsrigen, dass er mit manchen alten Sitten, Gewohnheiten und Einrichtungen aufräumen wollte, oder sie bereits abzuschaffen begonnen hatte, womit wir nicht einverstanden sein konnten. So z.B. war leider die Ablegung des japanischen Kostüms für Hoffeste bereits beschlossen und sanktioniert, ehe wir in Japan eingetroffen waren.[…]Die malerische weibliche Hoftracht, welche für einen uralten kaiserlichen Hof ein Stück Geschichte und für die Damen eine liebe Gewohnheit und Sicherheit des Auftretens bedeutete, war durch eine Proklamation der Kaiserin an die Frauen Japans bereits abgelegt und mit der banalen europäischen Tracht vertauscht worden; für jeden Künstler und Liebhaber malerischer Wirkung ein um so grösserer Schmerz, als in Europa eine Bewegung im Gange ist, welche die Tendenz hat gerade die geschichtlich gewordenen Sitten wieder zu beleben und die alten Trachten an Höfen dekorativ zu verwenden.
(Aus: Ottmar von Mohl, „Am japanischen Hofe” Berlin, 1904, S. 21f.)
Die Wahrheit über Nipon
Er (=Naumann) beweist, daß Nipon von außen erschlossen ist, und daraus schließt er, daß die Niponer die Ueberlegenheit der Europäer nicht anerkannt haveb, und weil sie sie nicht anerkannt, spricht Naumann ihnen die guten Eigenschaften und die Intelligez ab. O welch eine Willkür! Die Möglichkeit der Coexistenz des Bewußtseins, in einer tieferen Culturstufe als die Europäer zu stehen, mit dem Streben, den Staat vom Welthandel fernzuhalten, glaube ich schon hinreichend bewiesen zu haben. Welch tiefe staatsmännische Ueberlegungen konnten nicht davor warnen, ein behagliches Stillleben zu opfern und die Europäer, die schon den Frieden so manches Staates gestört, einzulassen―welch unabsehbare Verwicklungen konnte nicht dieser Schritt im Gefolge haben! Naumann läugnet aber die
Möglichkeit dieser Einsicht.[…]
Weiter scheint Naumann die geistige Inferiorität der Niponer noch damit beweisen zu wollen, daß die Nipner die europäischen Staatseinrichtungen nachahmten. Er sagt: “Was war natürlicher, als sie zum Vorbild zu nehmen!” Ein Staat, welcher noch nicht am Welthandel betheiligt war, fängt an, an demselben theilzunehmen; hätten etwa die Einrichtungen, die dazu nothwendig sind und die in allen am Welthandel betheiligten Ländern bereits in sehr ähnlicher Weise getroffen worden sind, in diesem neuen Handelsstaate neu erfunden warden sollen? Naumann spricht aber von kritikloser Nachahmung. Welche von den eingeführten Einrichtungen waren kritiklos? Welche haben Nipon geschadet?
(Aus: Mori Ogai,„Die Wahrheit über Nipon” In: Allgemeine Zeitung vom 29.12.1886)
Zen in der Kunst des Bogenschießens
Zu dieser bedingungslosen Beherrschung der Formen erzieht in der Tat der japanische Unterricht. Einüben, Wiederholen und Wiederholung des Wiederholten sind in fortschreitender Steigerung auf weite Strecken hinaus seine Kennzeichen. Für alle traditionsgebundenen Künste wenigstens trifft dies zu. Vorführen, Vorbilden; Sicheinfühlen, Nachahmen―das ist die fundamentale Relation des Unterweisens, obgleich in den letzten Menschenaltern mit der Einführung neuer Unterrichtsfächer auch europäische Unterrichtsmethoden Fuß gefaßt haben und mit unleugbarem Verständnis gehandhabt werden. Woher kommt es, daß trotz aller anfänglichen Begeisterung für das Neue die japanischen Künste von diesen Unterrichtsformen im wesentlichen unbehelligt geblieben sind? […]
Der japanische Schüler bringt dreierlei mit: gute Erziehung, leidenschaftliche Liebe zu der fon ihm gewählten Kunst und kritiklose Verehrung des Lehrers. […]
Weit davon entfernt, in dem Schüler vorzeitig den Künstler wecken zu wollen, hält es der Lehrer für seine erste Aufgabe, aus ihm einen Könner zu machen, der das Handwekliche souverän beherrscht. Dieser Absicht kommt der Schüler durch unermüdlichen Fleiß entgegen. Als stelle er keine höheren Ansprüche, läßt er sich wei in stumpfer Ergebenheit beladen, um erst im Laufe der Jahre die Erfahrung zu machen, daß Formen, die er vollkommen beherrscht, nicht mehr bedrücken, sondern befreien.
(Aus: Eugen Herrigel, „Zen in der Kunst des Bogenschießens” München, 1951)
Das japanische Haus und sein Leben
Der Kitsch ist ein hervorragend psychologischer Gradmesser. Gefühl und Gedanken enthüllen sich in ihm mehr als in der Qualität; er ist sozusagen das originale Gefühl, dem es nicht gelungen ist, Kunst und Qualität zu werden. Die Reaktion auf den Kitsch enthüllt auch den Seelenzustand des Aufnehmenden. So ist es ein vernichitendes Urteil gegenüber der Kulturkraft von Europa und Amerika, daß alle dies hie als negativ dargestekkten Dinge fast ausschließlich vom Westen aufgenommen, bewundert und als typisch japanisch angesehen wurden.
Daß das wahre Japan aber eine strenge, architektonische Linie besitzt, daß auch seine Kunst von Ise bis zu Kobori Enshu rational und vernünftig ist, daß hinter jenem bunten, sonderbaren Betrieb ein anderer, ernster Geist lebt, das konnte der Westen nicht sehen, weil seine Oberfläche der japanischen seelenverwandt war. Er sah eben nur das, was er verstand, und goutierte es um so mehr, je mehr,es ihm als exotische Pikanterie und Kuriosität erschien.
(Aus: Bruno Taut, „Das japanische Hause und sein Leben” Berlin, 1937, S.169f)
Geschichte der japanischen Literatur
Die Gemütsart der Japaner neigt im Durchschnitt mehr zum Humoristischen als zum Ernst. Die heitere Schönheit des Landes und die sorgenfreie Leichtigkeit der Existenz werden viel dazu beigetragen haben. Wie leicht und harmlos das Volk zum Teil auch jetzt, wo unter neuen Verhältnissen der Kampf ums Dasein sich schon fühlbar zu machen beginnt, noch dahinlebt, kann man ersehen, wenn man zur Zeit der Kirschblüte sich unter die wogende Menge im Uenopark oder in Mukojima mischt. Mond, Schnee und Blüten bilden drei Hauptmomente im Lebengenuß des Japaners, besonders aber die letzteren, die den Sinn des Beschauers immmer leicht und heiter stimmen, es sei denn, er denke, wie bei den Kirschblüten, manchmal an die kurze Dauer der Pracht. Und selbst diese gelegentliche melancholische Stimmung ist, wie ich glaube, nicht einmal echt japanisch, sondern durch chinesischen und buddhistischen Einfluss auf das lustig grünende Reis der japanischen Seele okuliert borden. Viel deutlicher noch erkennt man den heiteren Grundzug, wenn man die Schlderungen von den ehemals in Yedo gefeierten Sommerfesten liest, wie sie in den Sittenromanine der dalakigen Zeit uns vorliegen. Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, dass die ursprüngliche Gemütsart der Japaner in ihren humoristischen Werken einen charakteristischeren Ausdruck findet als in ihren ersten Produkten.
(Aus: Karl Florenz, „Geschichte der japanischen Literature” Leipzig, 1919 (2. Auflage), S.466f. (30.Scherz-und Spottgedichte. Kyoka, Kyoku, Senryu, Rakushu))
(Ende)